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Das Jahrhunderthochwasser in RicklingenZeitzeugen berichtenAlfred Hagemann Der 8. Deichgraf von Ricklingen 2003. Er wohnte damals in der Nordfeldstraße 14. Am 9.2.1946 wurde Ricklingen zu einem "Venedig des Nordens". Hochwasser, in Venedig "Acqua alta" genannt, hatten wir hier schon häufig erlebt. Aber in dieser nach dem 2. Weltkrieg ohnehin herrschenden Notzeit kam es so heftig wie nie zuvor über uns. Es hatte tagelang geregnet Er war damals neun Jahre alt und wohnte in der Dannenbergstraße 19. Das Wasser kam! Von wo? Aus der Beekestraße oder vom Stadtweg? Für uns kam es aus der Klusmannstraße direkt in unseren Garten. Es war Winter. Gemüse war nicht da, aber es stieg und bedrohte die Werkstatt. Die Kellerfenster der Werkstatt liegen tief. Mit Gartenerde versuchten wir sie abzudichten. Es nützte nichts. Karl Seehause war 1946 als Dolmetscher bei der britischen Besatzungsmacht beschäftigt. 10. Deichgraf von Ricklingen 2005 Hochwasser waren und sind in den "Ricklinger Maschwiesen" mit der Leine und Beeke (Ihme) im Frühjahr
(nach den Schneeschmelzen im Harz) und auch sonst nach starken Niederschlägen nichts Besonderes. So auch in den Februartagen des Jahres 1946. Am Abend des 9. Februar 1946 stand das bis dahin "normale" Hochwasser" bis in die Düsternstraße hinein. Etwa bis zu den heute noch zusehenden, in einer Mauer befindlichen Resten einer Steinbarriere mit (drei ca. 5 cm Rillen, 90 cm hoch), die früher zur Aufnahme der Holzbohlen als Wasserschutz dienten. Nach langen Regenfällen und einsetzender Schneeschmelze im Harz, dessen Bäume nach Kriegsende von der Besatzungsmacht großflächig abgeholzt worden waren, konnte das Wasser nicht mehr ausreichend gespeichert werden. Auch waren die Talsperren randvoll oder zerstört. Die Leine führte Hochwasser. Auf dem Waterlooplatz gestapelte Benzinkanister der Engländer wurden vor das Leinewehr geschwemmt und stauten zusätzlich das Wasser. Wasserwogen schwappten über den Ricklinger Stadtweg, liefen in die Keller bis in die Parterrewohnungen. Bei uns bis in die Tasten des Klaviers. Da wir zu der Zeit Hühner und Enten im Garten hinter unserem Haus hatten, musste ich diese ganz schnell auf den Boden in Sicherheit bringen. Der Grund, dass das Wasser so schnell stieg, lag nach meiner Ansicht in erster Linie am Grundwasser, außerdem kam das Wasser von der Beeke, sowie von Ihme und Leine. Ganz genau erinnere ich mich noch, wie das Wasser kam. Zuerst sind wir in der Beekestraße noch durch die Pfützen gehüpft, dann stieg das Wasser ganz schnell die Stufen zu unserer Gaststätte hoch. Ich höre noch, wie die Bierfässer im Keller gegen die Decke stießen In Ricklingen war man es seit eh und je gewöhnt, nahezu in jedem Jahr vom Hochwasser heimgesucht zu werden. So gut es eben ging, schützte man sich davor - z. B. durch eine von Holzplanken gehaltene Wand aus Mist und Erde, deren Steinstützen man noch heute in der Düsternstraße sehen kann - musste ansonsten aber mit diesem Naturereignis leben. Im Februar 1946 führte das Zusammentreffen verschiedener unglücklicher Umstände dazu, dass das Wasser eine bisher nicht bekannte Höhe erreichte Ich kann mich noch sehr gut an den 9. Februar 1946 erinnern. Wir wohnten damals in der Bebelstraße. Es war ein Sonnabend und ich war mit Freunden im Ricklinger Holz unterwegs. Da waren damals noch Lauben, so kurz nach dem Krieg waren die alle bewohnt. Bis zum Wald kamen wir nicht mehr, weil dort schon die Feuerwehr dabei war, die Menschen aus ihren Gartenhäuschen zu retten. Wir drehten schleunigst um und blieben bei "Steckers Eck" Ich selbst befand mich zu dieser Zeit noch in Gefangenschaft. Mein Vater hat mir aber bei meiner Heimkehr diese unglaublichen Dinge erzählt. Wir hatten ja unsere Landwirtschaft in der Beekestraße 93 und auch den Alten Dorfkrug. Wir wohnten zu dieser Zeit im Haus der damaligen Bäckerei Lüpcke an der Stammestrasse. An Hochwasser waren wir Ricklinger ja gewohnt, aber diese Wassermassen, die über uns hereinströmten, waren unbeschreiblich. Wir haben die Brote aus der Backstube geholt und aus dem Fenster des ersten Stockes an die mit Booten oder Flößen vorbeifahrenden Ricklinger verteilt. Aus: 50 Jahre Ricklinger Deich 1954 - 2004 Material gesuchtWenn Sie mit Ihren Erinnerungen an das Hochwasser 1946 diese Webseiten ergänzen wollen oder noch Fotos besitzen, die dieses Hochwasser oder folgende dokumentiert, können Sie sich sowohl an das Deichgrafen-Collegium Ricklingen, als auch an das Stadtteilportal Fidele Dörp wenden. Auf der Seite Kontakt sind mehrere Kontaktmöglichkeiten aufgeführt. Wir würden uns sehr freuen alles Wissenswerte über den Ricklinger Deich und das Jahrhunderthochwasser mit Ihren Informationen zu vervollständigen! Aktualisiert: 16.09.2005 |
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