Der Bau des Ricklinger Deiches

Wann kommt der Ricklinger Deich?

[Norddeutsche Zeitung vom 16.01.1951] Noch fehlen die Mittel zum Ausbau - Gegenwärtig keine Hochwassergefahr

Die anhaltenden Regenfälle der letzten Zeit ließen die Befürchtung laut werden, daß wieder eine Überschwemmung eintreten könne. Bisher liegen jedoch keine Meldungen über bedrohliche Anzeichen vor. Der Wasserstand der Leine wurde als durchaus normal bezeichnet. Im Hinblick auf den fünften Jahrestag der großen Überschwemmungskatastrophe taucht jedoch die Frage auf, was in der Zwischenzeit getan wurde, um die gefährdeten Gebiete zu schützen.
"Akute Hochwassergefahr besteht nicht", wurde von den Wasserfachleuten versichert. Nach ihrer Meinung ist der Wechsel zwischen Kälte- und Tauperioden durchaus günstig verlaufen, da mit dem Harzschneewasser nicht auch zur gleichen Zeit Regenwasser von den Flüssen bewältigt werden mußte. Die Flüsse sind überdies eisfrei, der Boden nicht mehr gefroren, so daß diese Momente fortfallen und die Lage keineswegs gefährlich ist. Noch hatten die Beobachtungsstationen keinen Grund, Wobs-Telegramme, die internationalen Hochwasser-Warn-Telegramme abzusenden.

Schutz vor dem Wasser

Nach einer Katastrophe wird in den meisten Fällen versucht, die aufgetretenen Mängel und Fehler - Schutz und Vorbeugung - abzustellen. Meistens, jedoch nicht immer. Hannover hat mehrere große Hochwasserkatastrophen allein in den letzten fünfzig Jahren zu verzeichnen gehabt. 1926 und 1946 waren die jüngsten und schlimmsten. Dazwischen liegen Überschwemmungen, die fast jedes zweites oder drittes Jahr auftraten. Und immer wieder stehen große Gebiete unter Wasser, werden Keller und Wohnungen überschwemmt, wird wertvolles Gut vernichtet. Man kennt die Ursachen und hat Pläne und Projekte fix und fertig ausgearbeitet. Nur Hannovers Wasserfachleute haben auf Grund der Erfahrungen einen Sechs-Punkte-Plan zur Behebung dieses Übels ausgearbeitet: Er umfaßt: 1. Fertigstellung der Überlaufschwelle Herrenhausen, 2. der Ricklinger Deich, 3. Umbau des staatlichen, 4. Umbau des städtischen Wehres. 5. Erweiterung des Engpasses Ihmebrücke am Schwarzen Bären und Zusammenfluß Justusgarten und 6. Neubau der Spinnereibrücke.

Wann werden sie ausgeführt?

Diese Frage steht auf einem anderen Blatt. Gegenwärtig ist man erst bei Punkt 1. Die Schwelle in Herrenhausen wird gebaut. Wirksam wird sie jedoch erst, wenn auch die anderen Punkte verwirklicht werden. Dazu gehört als nächstliegender der Punkt 2. der Bau des Ricklinger Deiches. Vor langer Zeit befaßte sich der Rat bereits mit dieser Angelegenheit, der Bau wurde beschlossen, sogar im Haushaltsplan vorgesehen. Das bedeutete jedoch nicht die Ausführung.

Dieser Deich ist - dem Plan zufolge - rund 800 m lang und führt von der Ziegelei Backhaus zwischen Stammestraße und Beeke nach dem Edelhof. Er würde das tiefliegende Ricklinger Wohngebiet, das schon gefährdet ist, wenn für Hannover noch keine Hochwassergefahr besteht, schützen. Sein Kern könnte aus Trümmermasse hergestellt werden, die mit einem tonigen Lehmboden verkleidet wird.

Noch vor einem Jahr hätte der Deich schnell fertiggestellt werden können, da damals die Lieferfristen für die erforderliche Pumpenanlage, die eingebaut werden muß, erheblich kürzer waren. Die Eindeichung Ricklingens ist eines der vielen Projekte, die dringend ausgeführt werden müßten und für die nur eines fehlt: das nötige Kleingeld.

Text aus: 50 Jahre Ricklinger Deich 1954 - 2004
Deichgrafen-Collegium Ricklingen, 01. Februar 2004

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Aktualisiert: 11.01.2005