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Dr. Karl Benseler erinnert sich
Wie schon oft stieg das Wasser die Düsternstraße hinauf und schoss dann in die Stammestr. hinein. Als der Pegel des Wassers schließlich auch in der Klusmannstraße eine nie zuvor gesehene Höhe erreichte, sagte ich zu meinem Vater, es werde höchste Zeit, die in unserem Lebensmittelgeschäft (Ecke Nordfeld- Dannenbergstr.) lagernden Lebensmittel auszuräumen und in die höheren Etagen zubringen. "Es wird schon nicht so schlimm kommen", erwiderte darauf mein Vater und es geschah vorerst nichts. Als dann jedoch das Wasser in der Gosse unserer Straße Richtung Stadtweg hinab lief, wurde er munter. Das Wasser stieg und stieg; die Keller liefen voll. Der Wasserstand erreichte im Geschäft schließlich eine Höhe von über 1,50 m und in unserer Parterrewohnung zuletzt ca. 55 cm. Die Nordfeldstraße war zu einem "Canale grande " geworden, in dem mitunter abenteuerliche Fahrzeuge herumfuhren. Viele schwimmfähige Vehikel gab es allerdings damals nicht. Große Erleichterung, als dann an den Folgetagen das Wasser langsam zurückging. Aber wie sah es danach aus??: In unserer Wohnung lösten sich die Tapeten von den Wänden; die Möbelfurniere waren gequollen und gerissen, deren Farbe ausgeblichen, die Bücher verdorben. Die Holzteile meines geliebten Klaviers hatten sich total verzogen. Das Instrument ließ sich später nicht mehr stimmen und klang danach wie das Spiel des "Schrägen Ottos". Gottlob hatten wir eine elektrizitätsunabhängige Etagenheizung mit rein thermischem Kreislauf, die wir mit unserem feuchten Koks, der bei entsprechender Hitze gut brannte, sogleich befeuern konnten. So war es uns möglich, nach Rückgang des Wassers zu heizen und die Feuchtigkeit zu bekämpfen. Es dauerte dennoch langer bis uns wieder ein normales Leben vergönnt war. Text & Foto aus: 50 Jahre Ricklinger Deich 1954 - 2004 Weiter: Es erinnert sich Eckart Schütte Aktualisiert: 11.01.2005 |
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