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Ernst Rohner
Wir drehten schleunigst um und blieben bei "Steckers Eck", wo auch die Beekestraße beginnt, wie gebannt stehen. Die Straßenbahn kam daher wie ein Überseedampfer und schob eine mächtige Bugwelle vor sich her. Wir sahen zu, dass wir nach Hause kamen. Ich war noch nicht ganz zu Hause, da bekam ich von meinem Vater gleich "eine geschmiert", weil er ganz allein die für uns so wertvollen Essens- und Kohlevorräte aus dem Keller in das Treppenhaus und auf den Dachboden schaffen musste. Viel Zeit blieb nicht, dass Wasser stand bald hoch bis an die Roste des Küchenherdes. Ich vergesse nie das Geräusch, wie die Einmachgläser umfielen und im Wasser aneinanderschlugen. Wir rückten im ersten Stock zusammen. Der Strom fiel aus. Die Toilettenspülung funktionierte nicht mehr, überhaupt, die sanitären Verhältnisse waren unglaublich. Wortwörtlich kam die "Scheiße" aus dem Gully-Deckel hoch. Benzinkanister, die sich am Schützenplatz selbstständig gemacht hatten, schwammen in trauter Eintracht mit einem alten DKW durch die Straßen. Wir haben uns aber nicht unterkriegen lassen; wir haben mit 20 Personen in einem Zimmer im ersten Stock gesessen, im Schein der Petroleumlampe mit Akkordeon, Geige und Gitarre Musik gemacht und gesungen. Der Zusammenhalt und die Nachbarschaftshilfe dieser Tage waren unbeschreiblich. Text & Foto aus: 50 Jahre Ricklinger Deich 1954 - 2004 Weiter: Hans Großkopf Aktualisiert: 11.01.2005 |
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